Santiago und Valparaiso, Tag 45

Nach dem faulen Abend gestern im Hostelhof habe ich mich heute morgen auf den Weg gemacht, den für den hiesigen Ausblick zuständigen Hügel zu erklimmen, und zwar ziemlich früh morgens, um der Hitze zu entgehen. Das Bergchen heißt San Cristobal und ist oben 880 m ü.d.M., da Santiago auch schon bei ca. 700 m angesiedelt ist, hält sich der Höhenunterschied in Grenzen. Oben ist eine riesige Marienstatue und eine schöne Kirche.

Da die alte Zahnradbahn, deren Bodenstation in Hostelnähe ist, nicht bereit war, so früh wie ich zu starten, bin ich also zu Fuß bergan gestapft … bis ein Souvenirverkäufer mich aufhielt und mir auf Spanisch erklärte, das ginge ja nun gar nicht, eine Frau alleine mit Kamera, Armbanduhr und Flatterkleid den Wanderweg hoch, viel zu gefährlich, muy pericoloso! Zur Absicherung befragte ich dann noch eine Parkmitarbeiterin, die meinte, das könne schon sein so früh am Morgen, aber ich könne ja den etwas längeren Weg die Straße entlang nehmen. Das tat ich dann auch und kam mir ziemlich blöd vor, außer mir waren nur Jogger und Radfahrer (es ging wirklich steil bergauf, dafür waren es verdammt viele) unterwegs. Aber die Ausblicke waren spannend, Santiago ist, zumindest aus der beschriebenen Perspektive, nicht schön, aber groß und von Bergen umgeben.

Oben fand sich dann die berühmte Statue.

Nach den vielen Kilometern hatte ich mich schon auf die Zahnradbahn für den Weg nach unten gefreut, die hatte sich aber überlegt, nicht nur morgens zu zicken, sondern den ganzen Tag, so konnte ich den Schienenersatzverkehr von Santiago testen. Als Berlinerin bin ich ja einiges gewohnt.

Danach wollte ich der Stadt und der Hitze entfliehen und mir unbedingt noch Valparaiso anschauen, sehr einfach von Santiago aus mit öffentlich Verkehrsmitteln zu erreichen, aber zwei Stunden ist man damit schon beschäftigt – eine Strecke. Auch hier wieder: Nachdem ein älterer Herr mich die ganze angeglotzt hat und ich schon misstrauisch wurde, kam er zu mir und legte mir eindringlich nahe, den Stadtplan, den ich in der Hand hielt, in die Tasche zu packen, ansonsten könne jeder erkennen, dass ich Touristin sei und das sei gefährlich. In Buenos Aires ist es mir auch passiert, dass ich das Handy zur Navigation genutzt habe und von einer jungen Frau angesprochen wurde, dass ich es ganz schnell wegpacken solle. Aber wie soll ich denn klarkommen, so ohne meine deutlich besser orientierte Familie – durchweg alle schauen einmal auf den Plan und wissen dann den Weg, ich nicht!

In Valparaiso angekommen ist es mir nicht gelungen, das Panorama zu finden, das in Reiseführern und im Internet immer gezeigt wird, sondern nur ein sehr lebendiges Städtchen mit viel morbidem Charme und sehr vielen sehr frei verlegten Stromkabeln.

Vielleicht hätte ich mir doch eine geführte Tour andrehen lassen sollen, aber es hat Spaß gemacht, sich einfach treiben zu lassen.

Das war es dann auch schon mit Chile und Santiago, morgen geht es weiter nach Quito. Lustigerweise habe ich grad an der Hostelbar ein Frau kennengelernt, die aus Quito kommt und mit dem gleichen Flieger wie ich dorthin fliegt. Wir haben den Deal gemacht, dass sie morgen früh in meinem Taxi mitfährt und ich dafür Tipps für den, in ihren übersetzen Worten, best gehüteten Geheimtipp Südamerikas bekomme.

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