Um meinen einzigen inoffiziellen Follower nicht zu enttäuschen und zum morgendlichen Tagesspiegellesen zu nötigen, hier schnell der Bericht über die letzten beiden Tage, wenn auch mit Verspätung
Kurzer Nachtrag noch zum Besuch des Friedhofs in Recoleta an Tag 30; nach der Besichtigung der wuchtigen Monumente dort wollte ich noch in ein nahegelegenes Kunstmuseum und ging zu dem Gebäude auf dem Foto unten. Von der Größe und der schwierigen Orientierung im Gebäude abgeschreckt, habe ich eine Möglichkeit genutzt, die nur das Alleinreisen bietet, und einfach beschlossen, der Kultur an diesem Tag nicht mehr gewachsen zu sein. Der U-Bahnhof war direkt um die Ecke und ich bin nach Hause gefahren. Diese Entscheidung war die beste, die ich treffen konnte, am nächsten Tag habe ich nämlich erfahren, dass es sich nicht um das Museum handelt, sondern um die juristische Fakultät der Uni von Buenos Aires, das hätte sehr peinlich enden können …
Bildnachweis: http://tommr.net/geschichte-von-buenos-aires/
Die folgenden Bilder sollen einen kleinen Einblick bieten in das Gebäude, in dem die Sprachschule untergebracht ist, keine Ahnung, ob es sich hier eher um spanischen Kolonial- oder um französischen oder sonstigen Jugendstil handelt, es ist auf jeden Fall schön und auch typisch für Buenos Aires.
Echt eine angenehme Arbeitsatmosphäre hier und ich bin froh, auf der anderen Seite zu sitzen … fünf Unterrichtsstunden jeden Morgen, ständig wechselnde, winzige Gruppen (4-5 Leute), immer die gleichen Inhalte! Das ist einerseits wahnsinnig anstrengend und andererseits inhaltlich langweilig. Aber die jungen Leute, die ich bis jetzt kennengelernt habe, strahlen eine große Begeisterung für ihren Job aus.
Ein bisschen anders ist das mit der Inhaberin meiner Unterkunft. Die Wohnung ist echt charmant, sie hat drei Zimmer, die sie vermietet, eines davon ist allerdings ein fensterloses Durchgangszimmer. Von diesem aus gelangt man in einen winzigen, schräg darüber liegenden Raum, der immerhin ein Fenster hat, aber nicht wirklich vom Rest der Wohnung abgetrennt ist, an einer Stelle besteht sogar echte Gefahr, in den darunterliegenden Flur zu stürzen. Dorthin soll ich am nächsten Montag ziehen Ein Zimmer ist schön und ganz normal, da bin ich momentan untergebracht, am Montag kommt jedoch ein Mann, für den angeblich alle anderen Betten zu klein sind, deshalb soll er mein jetziges Zimmer kriegen. Ich habe mir schon mal ein Hostelzimmer reserviert, zum Zeitpunkt, an dem diese Zeilen für die Ewigkeit entstehen, überlege ich noch …
Die Vermieterin hat noch zwei Zimmer übrig für sich, ist jedoch immer nur im winzigen Schlafzimmer, weil dort auch der ständig laufende Fernseher und der Computer untergebracht sind. Neben der Einsamkeit als momentan einziger Gast hier zieht mich das noch zusätzlich ein bisschen runter. Andere alleinreisende Sprachschüler*innen in meinem Alter (sooo viele sind das nicht) haben etwas mehr Glück und sind mit anderen gemeinsam untergebracht. Aber so langsam läuft es an mit Kontakten!
Dabei geholfen hat an Tag 31, also am Mittwoch, ein Ausflug ins MALBA (Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires), der Lehrer (die sind so jung, es fällt mir schwer, diese Bezeichnung anzuwenden) hat eine schöne Einführung auf Spanisch gegeben, von der ich ca. 25% verstanden habe, und war auch beim Rundgang dabei, neben anderen Schüler*innen natürlich.
Am Tag 32 gab es gleich zwei Extratermine, eine Übung zum Hörverstehen (Himmel, sprechen die hier schnell) und ein Kinoabend mit einem Film, produziert von Pedro Almodovar, den Titel muss ich nachliefern, in dem um mehrere Geschichten von Menschen ging, die die Kontrolle über sich komplett verloren und sämtliche Verhaltensnormen hinter sich gelassen haben. Zum Glück mit englischen Untertiteln.
Heute, Freitag, Tag 33, schwänze ich den Unterricht und mache mich gleich auf den Weg nach Montevideo, wo ich für zwei Tage in einem Hostel bleibe. Ein kleiner Rucksack ist gepackt, das Ticket für die langsame Fähre gebucht und ich freue mich, nochmal etwas anderes zu sehen. Wie beschrieben, ist die Situation in meiner Unterkunft momentan auch nicht ideal. Buenos Aires kommt mir (und anderen auch) sehr schnell sehr vertraut vor, ein bisschen wir ein spanisches Berlin, spanisch nicht nur wegen der Sprache. Auch die Lebensart ähnelt dem, was ich von Spanien kenne, zum Beispiel gibt es in jedem zweiten Haus einen Frühstückskaffee mit Croissant. Trotz der Größe ist es auch einigermaßen übersichtlich, was zum Teil daran liegt, dass die Straßen so lang sind, dass sie mehrere Stadtteile durchziehen. Diese Stadtteile sind jeweils eigene kleine Zentren mit deutlich unterschiedlichem Charakter, wie in Berlin.
Nun geht es los …
Liebe Anja, ich verschlinge täglich (wenn vorhanden) Deinen Blog und freue mich über die unglaublich vielen faszinierenden und spannenden Erlebnisse und Eindrücke. In Äthiopien wäre ich gern bei dir gewesen! Danke für diese schönen Berichte – ich freue mich auf das, was noch kommt! LG Rita
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Hallo Rita, vielen Dank! Du gehörtest ja schon zu den wenigen, die sich gemeldet haben, vielleicht auch zu den wenigen, die den Blog überhaupt lesen? Ja, Äthiopien war wirklich faszinierend, unglaublich. Buenos Aires ist eher zum Luftholen zwischendurch, nächsten Samstag fahre ich per Bus durch die Anden nach Chile, das soll ganz toll sein. Dann noch einmal Stadt, Quito, dann Galapagos, also wieder Natur pur. Wie geht es dir?
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