Es ist schon wieder passiert; ich habe etwas unternommen, was ich in der Theorie immer abgelehnt und als Ghetto-Glotzen oder Armuts-Tourismus bezeichnet habe, aber besondere Umstände bauen die Mauern der eigenen Borniertheit ab: Wir haben an einer Tour durch die (laut Duden online der korrekte Artikel) Township Mondesa teilgenommen. Meine persönliche Klischee-Vorstellung zu einer solchen Aktion war die, dass ein in Ehren ergrautes, gleitsichtbebrilltes, in Funktionskleidung und vernünftige Schuhe gewandetes Wesen, gerne pensionierte Studienrätin / pensionierter Studienrat einer Gruppe von Studiosus-Reisenden die Welt erklärt. Wahrscheinlich entspricht diese Vorstellung so gut wie nie der Realität, unser Guide zumindest, Nande Junias, lebt selbst in der Township, durch die er seine Gruppen führt. Die Einrichtungen und Projekte, die er vorstellt, bekommen einen Teil von Nandes Einnahmen für ihre Mitarbeit und darüber hinaus Spenden und sie verdienen ggf. noch Geld über die Verkäufe von selbst hergestellten Waren (in unserem Fall wurden zwei Armbänder und eine CD erworben). Im Vergleich mit der spaßbetonten Aktivität gestern, dem Quad-Riding, war die Township-Tour natürlich eher intellektuell ausgerichtet, aber mindestens genauso toll. Wir haben unheimlich viel über das Leben in Namibia, die Identitätsbildung der einheimischen Bevölkerung über das Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrem Stamm, über die Ausgrenzung zur Zeit der Apartheid und das Leben in der Township heute erfahren. Dazu nur soviel: Es ist nicht die Armut, die die Menschen in der Township hält, sondern das Lebensgefühl und der familiäre Zusammenhalt, der in einem Staat ohne jegliche soziale Absicherung ungeheuer wichtig ist. Wer zu Geld kommt, hat durchaus die Möglichkeit, seine Lebensbedingungen auch innerhalb der Siedlung den neuen Verhältnissen anzupassen, sich ein entsprechendes Haus zu bauen etc. Es werden allerdings auch unterschiedliche Prioritäten gesetzt; in den folgenden Bildern wird das vielleicht deutlich:
Das grüne Bauwerk im Vordergrund stellt ein Haus dar, ohne Fenster, nur aus einem Raum bestehend, hier lebt jemand, evtl. sogar eine Familie. An die Hütte angebaut ist eine Garage, in der ein Auto steht, für das in Namibia sicher die Hälfte des Geldes, das für den Bau eines schöneren Haus nötig wäre, auf den Tisch gelegt werden muss. Prioritäten werden halt unterschiedlich gesetzt.
Das alles kann natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch echte Armut und damit zusammenhängend hohe Kriminalitätsraten in Namibia gibt. Die Arbeitslosigkeit in den Townships beträgt 40%!
Die beiden Jungen im Vordergrund waren total fasziniert von der Drohne, die die beiden Spanierinnen, die mit uns auf der Tour waren, dabei hatten (ich auch!!!). Am Ende hat die eine der beiden Damen ihnen die Funktion dieser Kamera gezeigt, und sie waren selig. Im Hintergrund sieht man eine Siedlung, in der Menschen darauf warten, ein Haus zu günstigen Kredit-Bedingungen zu erhalten, in dem sie dann leben können. In dieser Siedlung leben die beiden Jungen.
Ich poste wirklich NIE mein Essen irgendwo im Internet, das wäre in den allermeisten Fällen auch sehr eintönig, heute mache ich aber mal eine Ausnahme: Uns wurde eine typisch namibische Mahlzeit serviert, ein Bestandteil waren Raupen – aus diesen werden nie mehr Schmetterlinge! Hier Bilder dieser Tierchen im rohen und gekochten Zustand:
Ich wurde davon überzeugt, eine zu probieren und fühlte mich wie im Dschungelcamp … schmeckt wie es aussieht!
Es gibt noch stapelweise Bilder von diesem Ausflug, auf Nachfrage stelle ich sie gerne ein, es war wirklich ein Erlebnis und eine echte Bereicherung! Hier einige weitere Fotos:
Für die linguistisch Interessierten unter uns; ich habe nicht wirklich zugehört, es gab so viel Spannenderes als die unterschiedlichen Klicklaute …
Die Außenwand einer Hütte ein einem Projekt zur Förderung von Frauen, es gab keine Baugenehmigung, und dies ist ja keine Mauer, sondern nur eine Flaschensammlung.
Eine unbekannte Dame, aus dem Auto heraus fotografiert.
Am Nachmittag gab es ein Kontrastprogramm, wir sind mit dem SUV nach Cape Cross gefahren und haben eine gigantische Seehundkolonie besichtigt, sehr lärm- und geruchsintensiv, eigentlich war mehr der Weg das Ziel, durch die Wüste zu fahren und gleichzeitig den Atlantik zu sehen ist ein echtes Erlebnis. Aber die Seehunde waren auch süß.
Der Kopf dieses Seehundes steckt nur in den Streben des Stegs, der für die Besuchenden der Kolonie gebaut wurde, das Tier hat alle Freiheit der Welt und hängt auch nicht fest.
Schlafen können sie echt gut!